Best of… 2007 – ein Jahresrückblick.

„Thank god, I’m not a nice guy!“

“Thank God, I am Mister Kennedy! Thank God I am Mister Money in the Bank... Bank." – nach diesen Worten und dem kurze Momente zuvor geendeten Money-in-the-Bank-Ladder-Matches bei WrestleMania 23 war mir klar, dass diese Worte definitiv das bedeutsamste Zitat des Jahres 2007 werden würden, wenngleich auch erst ein Drittel des selbigen vergangen war. Kennedy hatte es endlich geschafft und begann seinen Countdown bis zur Einlösung des Koffers ein ganzes Jahr nach dem Gewinn – bei WrestleMania 24. Selten war sich World Wrestling Entertainment so einig darüber, dass es ein Midcarder innerhalb eines Jahres in den Main Event der größten Wrestlingshow der Welt schaffen würde, dass man dieses frech und arrogant bereits ein Jahr vorher ankündigte. Der Rest – ist Geschichte. Der Countdown dauerte keine 340 Tage, sondern ungefähr 14, was ca. 4% der angekündigten Dauer entsprach, denn nach einer schlimmen Verletzung, die Kennedy für mindestens ein halbes Jahr außer Gefecht setzen sollte, musste sein Push ad acta gelegt werden und er verlor den Koffer an den „Original Mr. Money in the Bank“ Edge in knappen 10 Sekunden – wiederum 4% der Matchzeit, ab der man ein Match nicht mehr als Squash bezeichnen kann. Ärgerlich. Also für Kennedy, denn Edge nutze am Folgetag die Verletzung des Undertakers aus, um seinen Money in the Bank Gewinn mit dem Wechsel zu Smackdown und den Gewinn des World Heavyweight Titles zu kombinieren.

Blöd gelaufen, wie gesagt, für Mr. Kennedy. Besonders ärgerlich war dann die zweite Diagnose, die die Verletzungszeit nicht mehr auf 6 Monate sondern vielmehr auf vier Wochen schätzte, was auf der einen Seite endlich mal eine Quote von wesentlich mehr als 4% ergab, aber immer noch ein stückweit frustrierend auf Ken Kennedy gewirkt haben muss. Also ich hätte mich zumindest geärgert an seiner Stelle. Natürlich hatte man aber schon den nächsten Push für den aufstrebenden Star aus Greenbay, Wisconsin parat und vollzog diesen in einer noch viel pompöseren Storyline. Vince McMahon sprengte sich samt Limousine in die Luft und man verkaufte dies als seinen Tod. Geschmacklos, aber irgendwie effektiv. Kennedy sollte gemeinsam mit McMahon hinter diesem vorgetäuschten Tode stecken – so der Plan für den Fortlauf und den damit verbundenen Push Kennedy’s in dieser Storyline. Dann starb Sensational Sherri und das Todesangle bekam seinen ersten Dämpfer. Fest von der Idee der Geschichte überzeugt, nahm man sich ein Herz und ließ das Spektakel weiterlaufen. Menschen sterben nun mal – the Show must go on. Dann starben auf einmal gleich drei Menschen auf einmal. Getötet durch einen Mann, der zu den größten Stars des gesamten Wrestling Business gehörte und man führte diese Schreckenstat fortan als „die Benoit Tragödie“. Eine Tragödie, die bis heute nicht vollständig aufgeklärt wurde und hinter der nichts anderes als der Mord eines Vaters an seinem Sohn und eines Mannes an seiner Ehefrau stand. Die Nachricht wurde publik an einem Montag – an einem Tag, an dem die Todes-Story um den Chairman fortgeführt werden sollte. Nicht nur für jeden einzelnen Wrestlingfan war die Tatsache, dass einer der größten Helden des Sports, den man liebte, ein Mörder war, ein absolut schockierende und wegweisende Zeit – auch WWE stand tief unter den Eindrücken dieses Ereignisses und tat das lange Überfällige und stoppte die Geschichte. Vince McMahon erschien vor leerer Halle und löste die Storyline auf, es folgten drei Stunden Huldigung an die verstorbene Wrestlinglegende Chris Benoit, die gleichzeitig auch das letzte Mal darstellte, dass Chris Benoit im WWE-TV gezeigt wurde.

McMahon beschrieb diese Zeit als „Heeling Process“ und man bemühte sich sehr in den Shows, den Fans das Vergessen und vor Allem das Verarbeiten der Tragödie zu erleichtern. „The Show must go on!“ – wieder einmal war das die Devise und dieses mal die wahrscheinlich beste Entscheidung, die man bei WWE treffen konnte. Eine kleine Weile verging, in der man nur wenig mit den Storylines weitermachte, das Tempo erhöhte man nur sehr langsam. Aber irgendwie fand WWE in seinen drei Brands nicht wirklich wieder zur Topform zurück, nach den Ereignissen sei es ihnen verziehen. Die Ratings sanken, die Shows wurden langweiliger. Der anfängliche Ansatz, mehr Wrestling in den Shows zu zeigen, verpuffte sehr schnell und die Zuschauer schwanden von Woche zu Woche. Etwas musste passieren. Es waren schon einige Monate seit seinem Money-in-the-Bank-Match vergangen und Ken Kennedy stand immer noch ohne nennenswerten Push da. Vince McMahon Höchstselbst sah sich nun in der Bringschuld und sah seinen Charakter als einzige Chance an, die Shows von World Wrestling Entertainment zu retten und machte es gleichzeitig ein weiteres Mal zur Chefsache, sich um den Push Mr. Kennedy’s zu kümmern. McMahon kehrte zurück und rüttelte RAW mächtig auf. Naja, zumindest ein bißchen. Er schenkte uns endlich wieder einen General Manager – übrigens offiziell der erste seit der „Entlassung“ von Eric Bischoff. Er war Teil nahezu jedes Segmentes und verbannte das nervige Wrestling wieder größtenteils aus den Shows und präsentierte uns Entertainment. Die Krux kam am Ende der Show, als ihm Jonathan Coachman offenbarte, dass Vince McMahon einen unehelichen Sohn habe. Natürlich im WWE Roster.

Kennedy, Klappe die Dritte. Die Geschichte wäre aber viel zu sehr Schnulze, wenn es dieses Mal mit dem Push geklappt hätte – und wer mich kennt weiß, dass ich Schnulzen hasse und wenn es mit diesem Push funktioniert hätte, die Geschichte einfach nicht erzählen würde. Aber natürlich kam man mir entgegen und einmal mehr fühlte ich mich in meiner langjährigen Entscheidung WWE Fan zu sein mehr als bestätigt. Drogentest und KAWÄNG – Kennedy war wieder draußen. Seinen Spot bekam Hornswoggle und alles war wieder so wie es sein sollte: Im vollkommenen Chaos.

Improvisation.

Das war bezeichnend für 2007 und bei der Auswahl einer Geschichte, die das Jahr am besten charakterisiert ging nichts am Kennedy-Chaos vorbei. Denn wenn WWE in diesem Jahr eines beweisen musste, dann war das ungeheures Improvisationstalent. Nahezu jeder World Heavyweight Champion musste seinen Gürtel aufgrund einer Verletzung abgeben, es lastete ein Fluch auf dem Gold. Die Benoit-Tragödie rüttelte alles durcheinander und auch die dadurch motivierte schärfere Drug-Policy bot dem Booking-Team immer wieder spannende Herausforderungen in Sachen Umplanung und Improvisation. Im Januar ging das Impro-Karussel bereits los, wenn auch nur als Nachwehe aus dem Vorjahr. Damals hatten Carlito und Chris Masters eine der besten Midcard-Fehden seiner Zeit, Masters der Dulli konnte jedoch die Finger nicht von den Mittelchen lassen und wurde suspendiert. Nach seiner Rückkehr rollte man die Fehde einfach wieder auf. Problem: Der Aufbau war ein gutes Dreivierteljahr her. Masters war zu weit von seinem einstigen Push entfernt und Carlito hatte die anfängliche Euphorie nach seinem Faceturn längst überwunden. New Years Revolution, die letzte seiner Zeit, war ein toller Pay-Per-View – an Masters-Carlito lag das sicherlich nicht. Im März dann sollte WrestleMania 24 stattfinden, „The Showcase of the Immortal“ – eine Veranstaltung, bei der es Pflicht war, spektakuläre Kämpfe zu präsentieren. „Triple H vs. John Cena – Part II“ – was im Vorjahr schon blendend funktionierte, hätte unter dem d-X Banner unter dem Triple H nun stand epochal werden können. Hunter aber verdreht sich das Knie und fällt erstmal schick für fast sieben Monate aus. Man bookte also einfach dessen Degenerierten-Protegé an dessen Stelle und gönnte dem Heartbreak Kid Shawn Michaels damit seinen womöglich letzten WrestleMania Main Event. Auf der einen Seite freute mich das, auf der anderen Seite war die Storyline um Batista und den Undertaker genau wie das eigentliche Match bei WrestleMania sehr viel besser. Egal. Mit diesem beiden Kämpfen und einem wirren „Battle of the Billionaires“ hatte man für WM23 zwar seine Headliner, aber die Spektakel in der Midcard fehlten. Also wurde auch hier fix was herimprovisiert. Kane war groß und einst auch böse. Auf den Great Khali traf das im Großen und Ganzen auch zu. Also ab in ein Match mit den beiden. Sinnfrei, miserabel aufgebaut, überflüssig. Im Mai folgte die beschriebene Improvisationswelle nach den Verletzungen des Undertaker und Ken Kennedy’s, die Edge zum World Heavyweight Champion machte. Nicht jede Improvistaion ist somit zwangsläufig schlecht. Zwei Monate später war es dann aber Edge, der sich verletzte und kurz vor dem Great American Bash Pay-Per-View musste ein neuer Champion her. Im Great Khali fand man diesen und zwar über die kreativste aller Möglichkeiten: Eine spontane Battle Royal. Khali war eine Überraschung und mit der Entscheidung, ihm den Gürtel zu geben war ich einverstanden – warum man das eine Woche vor einem PPV machen musste und nicht direkt bei der großen Show, ist mir jedoch ein Rätsel.

Sehr viel besser setzte man dieses Szenario im Oktober um. Dieses Mal war es John Cena, der seine mehr als ein Jahr andauernde Regentschaft aufgrund einer Verletzung beenden musste. Hier kündigte man für den No Mercy PPV an, dass ein neuer Champion gekürt werden würde. Nicht zwischen wem, nicht in was für einem Kampf. Das war toll. Zunächst schenkte McMahon das Gold Cena-Gegner Randy Orton, der es wenige Minuten darauf an Triple H verlor. Dieser verteidigte es konsequent gegen Umaga, um es am Ende der Show in einem Last Man Standing Match wieder an Randy Orton zu verlieren. In meinen Augen einer der besten Pay-Per-View-Angles des Jahres.

Eine ganze Improvisationswelle hielt die WWE wenige Wochen vor No Mercy auf Trapp. Die Drug Policy beraubte die Liga um insgesamt – ich glaube es waren 11 seiner Stars. Darunter der frischgekürte General Manager von RAW William Regal. Was irgendwie blöd war. Gerade ernannte man ihn, schon war er wieder weg. Ähnlich war es bei King Booker, der sich gerade in einer netten Fehde mit Triple H befand, die ich gerne noch ein wenig länger gesehen hätte. Stattdessen setzte man dem King of Kings einfach Carlito vor, was nicht mehr als ein Sparings-Programm für Hunter bedeutete. King Booker nahms mit Humor und kündigte. Bei Chris Masters war es ähnlich, allerdings wurde ihm gekündigt. Was für ihn eher Fluch war, ist für Eugene wohl als Segen zu bezeichnen. Edge und Gregory Helms wurden zwar auch suspendiert, was die Booker aufgrund der Verletzungspausen der beiden aber nicht in ein erhöhtes Arbeitsaufkommen stürzen ließ. Funaki war nicht verletzt, aber, naja, auch hier musste man nicht wirklich großartig Storylines umschreiben.  Die Geschichte um Ken Kennedy ist bereits erzählt, auch wenn sie so unbeschreiblich witzig ist, dass ich es gerne noch einmal machen würde. Im November dann erwischte es den frisch debütierten D.H. Smith, der somit William Regal’s Fluch der Engländer folgte und kurz nach seinem Debüt wieder drogenbedingt von der Bildfläche verschwand.

Guten Morgen, Guten Abend und wenn wir uns nicht mehr sehen… eine Gute Nacht!

Zumindest steht D.H. Smith noch unter WWE Vertrag. Das kann man über viele andere ehemalige Arbeitskollegen nicht mehr sagen. Das Beispiel was wohl am nähsten am Sohn des British Bulldogs dran ist, ist dessen Cousin Teddy Hart. Man hatte so Großes mit ihm vor und tja, Chance versaut. Er hat sich entgegen seiner Kultur Backstage nicht daneben benommen, sich nicht durch übermäßigen Drogenkonsum in die Schlagzeilen gebracht oder angeblich Stephanie McMahon geschlagen – Teddy hat sich einfach nicht an die Absprachen bezüglich seiner Matches gehalten und sich damit um den großen Erfolg und uns um die Neuauflage der Hart Foundation gebracht. Cryme Tyme’s Abgang war da wesentlich cooler – sie haben ihre Gegner verprügelt und bekamen daraufhin als Belohnung ihre Papiere. Ein anderes Tag Team der Vergangenheit war zwar in 2007 nicht mehr als Team unterwegs, musste aber Stück für Stück ebenfalls die Segel streichen. Rob Conway legte vor, Sylvan Grenier legte nach und René Dupree machte das Trio um La Resistance komplett. Schade ist es um alle drei. Ebenfalls ohne erkennbare Gründe, die über eine Schreibblockade der Booker hinausgehen können, ereilte uns Anfang des Jahres eine regelrechte Entlassungswelle im ECW Brand. Von Sylvester Terkay hätte ich gerne noch ein bißchen mehr gesehen, Tony Mamaluke hätte einen Push mehr verdient als 80% seiner damaligen ECW-Kollegen und C.W. Anderson war so über seine Entlassung gefrustet, dass er noch im selben Jahr den Rücktritt vom aktiven Wrestling bekannt gab. Aber nicht nur die Lower Card des extremen Brands wurde minimiert – nach dem Abgang Big Shows Ende 2006 folgten in diesem Jahr noch die ECW Legenden Sabu, Rob Van Dam und der Sandman. Teilweise lange gefordert, teilweise auf eigenen Wunsch und teilweise sehr überraschend – in dieser Reihenfolge. King Booker drückte durch seine Kündigung seine Unzufriedenheit aus, Chris Masters und Eugene bekamen die Papiere als Folge der Verstöße gegen die Drug Policy. Für Daivari schien man einfach keine Ideen mehr gehabt zu haben. Ariel war Stephanie McMahon einfach unsympathisch und Joey Mercury – ja, da gibt es ja auch so diverse Gerüchte im Bezug auf Stephanie McMahon.

Um die meisten Männer ist es wirklich schade, besonders wenn man bedenkt, dass es wirklich zu oft daran lag, dass sie unzufrieden waren, weil WWE sie schlecht einsetzte, bzw. WWE unzufrieden war, weil man die Männer zu schlecht einsetzte. Mit ein wenig Verhandlungsgeschick hat man es wenigstens geschafft, Carlito Ende des Jahres zu halten. Ja, und ein Mann dürfte wohl als größtes Glücksschwein des WWE Rosters bezeichnet werden – denn bei den ganzen Namen auf dieser Liste, ist wohl nichts überraschender als die Tatsache, dass Mike Knox tatsächlich immer noch unter WWE Vertrag steht. Dafür gibt’s den Preis der coolsten Sau 2007.

Razzlin‘.

Eigentlich sollte es ja hauptsächlich um Wrestling im Wrestling gehen. Die Zeiten sind bei WWE aber nun schon lange vorbei. Eine kleine Wiederauferstehung erlebte der sportliche Anteil an den Shows nach dem Tode Chris Benoits, weil man sich damals einfach nicht traute, Storylines zu bringen – aber schnell vergaß man diesen Ansatz wieder uns spätestens mit der Rückkehr des Chairmans war wieder das „E“ in „WWE“ die tongebende Spur. Und doch gab es wie immer einige Perlen in den vergangenen zwölf Monaten und mehr als jemals zuvor fällt in diesem Jahr auf, dass es die wrestlerisch unscheinbaren Typen waren, die absolute Klassiker geboten haben. Oder hätte jemand die Namen John Cena, Batista, Great Khali, Mike Mizanin oder gar Stevie Richards in einer Auflistung der besten Kämpfe des Jahres erwartet? Ich zumindest sicherlich nicht. Aber eins nach dem anderen. Einen bombastischen Anfang gewährten uns gleich zu Beginn des Jahres zwei Männer, von denen man es nicht erwartet hätte. Bei New Year’s Revolution überzeugten Umaga und John Cena im Main Event in einem großartig gebookten Match, dass auf eine einzigartige Art und Weise die erste Niederlage Umagas beschrieb, ohne ihm und seinem Gimmick zu schaden. Beim Royal Rumble zeigten die beiden schließlich im besten Gimmickmatch des Jahres, wie authentisch und innovativ man ein Last Man Standing Match führen kann.

Bei No Mercy sollte es dann John Cena gegen Randy Orton in einem solchen Last Man Standing Match heißen, allerdings kam die beschriebene Verletzung Cena’s dazwischen, so dass Triple H dessen Stelle einnahm. Und auch hier bekamen wir ganz großes Tennis von beiden Protagonisten geboten, dass besonders Randy Orton absolut glaubhaft auf den Thron des WWE Champions hievte. Diese Glaubhaftigkeit musste sich der Undertaker bei seinem Titelgewinn bei WrestleMania zwar nicht mehr erkämpfen und doch schaffte er das schier unmögliche und legte einen großartigen Kampf mit Batista hin. Ich schreibe bewusst nicht, dass er Batista zu einem guten Kampf zog, denn sowohl in diesem Aufeinandertreffen als auch beim Rematch und dem kürzlichen dritten Teil der Matchpaarung bewies Batista, dass er alleine dazu fähig ist, eine tolle In-Ring-Performance abzuliefern, wenn ihm ein Gegner gegenübersteht, mit dem er arbeiten kann. Der Undertaker gehört definitiv in diese Kategorie. Ein weiterer Mann, mit dem Batista dieses Jahr tolle Unterhaltung in einem Match bot, war der Great Khali. Das ganze stand bei No Mercy unter dem Banner des zweiten Punjabi Prison Matches und ähnlich wie im Vorjahr bestach der Kampf durch seine gewaltige Intensität und die ganz besondere Stimmung, die während des Matches erzeugt wurde. Sicherlich kein Freudenfest der Sinne, wenn man es mit Technikbrille betrachtet, aber dennoch eine tolle Performance beider Männer und allein durch die Stimmung und die im Match erzählte Geschichte eines meiner Matches des Jahres.

Dass man aber nicht nur im Main Event sehr stark sein kann, bewies WWE in 2007 in zwei sehr speziellen Kategorien: Tag Team Wrestling und ECW. Die erste Kategorie wurde speziell in der ersten Jahreshälfte durch ein Team charakterisiert: Matt und Jeff Hardy. Nachdem sie bereits Ende 2006 im 4-Team-Leitermatch Geschichte schrieben, setzten sie auch Anfang 2007 ihre Fehde gegen MNM fort und bis heute verstehe ich nicht, weshalb man ihnen bei WrestleMania keinen gebührenden TLC-Abschluss gönnte. Trotzdem war jedes ihrer Matches eine Wonne. Viel überraschender war dabei jedoch die unbestrittene Klasse der Matches zwischen den Hardyz und Lance Cade und Trevor Murdoch, die sich ebenfalls über diverse PPV’s und RAW-Shows dieses Jahres zogen. Selten habe ich zwei Teams derart großartig miteinander harmonieren sehen und auch wenn man sie übertrieben oft gegeneinander antreten ließ, war jedes ihrer Matches eine absolute Offenbarung. Kommen wir zu Kategorie 2, ECW. Es verwundert wahrscheinlich nicht, dass in beiden Matches, die es hier auf die Jahres-Charts-Liste geschafft haben der Name „CM Punk“ auftaucht. Das jüngere Beispiel fand erst kürzlich statt, und zwar bei der Survivor Series. CM Punk traf hier in einem Triple Thread Match auf John Morisson und The Miz. Es war berauschend, was die drei boten. Während besonders Miz noch bei seiner Singles-Titelchance beim Cyber Sunday überfordert wirkte, gliederte er sich hier vollständig in die durch Punk und Morisson vorgegebene Klasse ein. Ja, und zum Schluss kommt wie so oft immer das Beste – wobei ich das relativieren muss, denn das Aufeinandertreffen zwischen CM Punk und  Stevie Richards bei einer Ausgabe von ECW on SciFi im Juli war vielleicht nicht unbedingt das eindeutig beste Match des Jahres, aber zweifelsohne das überraschendste im Bezug auf seine Klasse. Richards war seit Beginn der neuen ECW nie mehr als ein Edeljobber, gewann soweit ich mich erinnern kann nicht einen einzigen Kampf. Dann trat er gegen Punk an und es schien als hätten beiden Kontrahenten gesagt bekommen, sie sollen der Welt mal zeigen was sie können. Und, ja, das taten sie – und wie. Für Punk war es in den Geschichtsbüchern nicht mehr als ein weiterer Sieg, für Richards war es der Kampf, der ihn wieder ins Gedächtnis der Fans und vor Allem der Booker schrieb. So ließen sein erster Sieg und seine erste Fehde bei ECW keine zwei Wochen mehr auf sich warten. Kurz vor No Mercy stand er gar auf der Liste der vier ECW-Wrestler, die den No-1-Contender unter sich ausmachen sollten. Oh, Mann. Wie gerne hätte ich Richards und Punk noch einmal gesehen und dann auch noch bei einem Pay Per View.

Wieder einmal vor Ihrer Zeit.

Auch dieses Jahr bleibt es leider nicht aus, eine Rubrik des Jahresrückblickes denjenigen zu widmen, die in den vergangenen zwölf Monaten verstorben sind. Erschreckend in  diesem Jahr ist wohl die Anzahl der wirklich großen Namen des Wrestlingsports, von denen wir Abschied nehmen mussten. Chris Benoit, der wohl größte Techniker aller Zeiten, starb im Juni unter bekannten Umständen. Klammert man diese aber mal bewusst aus, dann starb an diesem Tag der wohl perfekteste Wrestler seiner Zeit, einer der wenigen wirklichen aktiven Legenden. Besonders hart hat mich im Januar auch der Tod von Bam Bam Bigelow getroffen, da ich immer ein großer Fan von ihm war. Die Todesursache: eine Überdosis. Keine vier Wochen später nahm sich schließlich Mike Awesome das Leben und war innerhalb kürzester Zeit nach Bam Bam schon der zweite Star in den 40ern, der eines nicht natürlichen Todes starb. Am 15. Juni musste die Wrestlingwelt überraschend Abschied von der wohl besten weiblichen Managerin der WWE-Geschichte nehmen, als Sensational Sherri starb – an einer Überdosis. Im Vorjahr noch galt sie bei ihrer Aufnahme in die WWE Hall of Fame als eine der Hauptattraktionen und wirkte fitter den je. Zehn Tage später starb Woman, ermordert durch ihren Ehemann. Im August war es schon wieder eine Überdosis, die einen Star meiner Wrestlingjugend umbrachte. Crush, der Urvater des Vice Grips starb im Alter von nur 43 Jahren und ist in dieser Liste damit der sechste, der einen unnatürlichen Todes starb, ohne seinen 50sten Geburtstag gefeiert zu haben. Anfang November nahm die Wrestlingwelt Abschied von seiner First Lady, als Fabulous Moolah im Alter von 84 Jahren einem Herzinfarkt erlag. Sie war bis kurz vor Ihrem Tode noch regelmäßig im WWE TV zu sehen und bewies ein ums andere Mal ihre abgöttische Liebe zu diesem Sport.

Onkel Vinnie’s Märchenstunde.

Am Ende sind es doch immer die Geschichten, von denen das Wrestling Business lebt. Sie bauen ein Match erst auf, machen es erst interessant – wegen ihnen kauft man einen Pay-Per-View. Und auch dieses Jahr bot uns World Wrestling Entertainment ein Wechselspiel der Gefühle, was ihre Storylines und Fehden anging. Während die ewige Top10 der geschmacklosen Storylines für den Todesangle um Vince McMahon neugeschrieben werden muss, bewies man mit Midcard-Perlen wie der Fehde um Montel Vontavious Porter und Matt Hardy, dass man im Schreiberteam doch etwas von seinem Handwerk verstand. Umaga gegen Bobby Lashley ließ man anfangs nur als Sideshow-Gag neben Vince McMahon, Donald Trump und letztlich auch Stone Cold Steve Austin laufen und krönte das Debakel durch den ECW-Titelgewinn Vince McMahons.  Die Hardy Boyz bewiesen der Welt gemeinsam mit MNM und Cade&Murdoch, dass man sehr wohl auch im Tag Team Bereich interessante Geschichten erzählen kann. Mit Big Daddy V und dem Boogeyman bewies man im Gegenzug nur, dass zwei Mal Scheiße entgegen der „Minus mal Minus gleich Plus“-Theorie immer noch keine Klasse ergibt. Triple H zeigte nach seinem Comeback ungewohnte Bescheidenheit, indem er sich durch Programme mit Carlito und Umaga eine ganze Weile vom WWE Title fernhalten ließ – nur einmal wurde er zwischenzeitlich schwach. Nachdem er sich aber selber mit dem Spielzeuggürtel bei No Mercy posen sah und die Lächerlichkeit dieses Bildes nicht begreifen wollte, beendete er das kurze Intermezzo noch am selben Abend wieder. Batista und der Undertaker kämpften Gürtel und Winning Streak untereinander aus und gewannen damit klar die Storyline-Krone rund um den WrestleMania-PPV, während der Summerslam gänzlich ohne die Hogan-Deklassierung eines seiner Stars auskommen musste. Genauso wie man auch ohne die ursprünglich angekündigten Jackass-Jungs auskommen musste, dafür aber die Comebacks zweier wichtiger Main Eventer in Form von Triple H und dem silbernen Kugelblitz Rey Mysterio präsentierte. ECW zeigte Anfang des Jahres die beliebte Originals-vs-New Breed fehde, CM Punk löste nach WrestleMania die Originials ab und kämpfte erst gegen die New Breed, dann mit ihr und kurze Zeit später wieder gegen sie, bevor sie zerbrach. Auf der Suche nach seinem unehelichen Sohn entdeckte Vince McMahon die Zuneigung zum kleinwüchsigen Hornswoggle und damit man die Storyline nicht als kompletten Reinfall buchen musste, nutzte man die Situation, um den im Office verhassten Cruiserweight Title einzustampfen. Einige Einspieler versprachen uns derweil über einen mysteriösen Code, uns zu retten und schließlich kehrte tatsächlich der Ayatollah of Rock’n’Rollah zurück und erzückte damit das Herz eines fast ausschließlich jeden Wrestlingfans, blieb in den Folgewochen aber ein wenig hinter den Erwartungen und wurde viel zu schnell in den Main Event gestellt. Desweiteren begann Ric Flair seinen letzten Run und Santino Marella verliebte sich erst in Maria, eckte dann mit Ron Simmons an und ließ seinen Frust letztlich verbal an Steve Austin aus.

Headlines.

Das alles, und noch viel mehr… passierte 2007. Mr. Kennedy hatte eine Menge Pech, das Booking-Team improvisierte den meisten Teil seiner Arbeitszeit, die WWE entließ fröhlich Talente und die Verbliebenen versuchten durch tolle Kämpfe von dem ihrigen Talent zu überzeugen. Stars der Vergangenheit und Gegenwart verstarben und Stars der Zukunft debütierten. Getragen wurde das Jahr durch seine Geschichten, doch passierte noch viel viel mehr – hier 30 Headlines, die das Tummeln komplettieren sollen:

-          Vom WrestleMania-Team der „ECW Originals“ steht heute nur noch Tommy Dreamer unter WWE Vertrag. Von der New Breed ist nur Marcus Cor Von gegangen, der Rest ist noch da.

-          Test hatte einen Titelkampf beim Royal Rumble.

-          39% der Fans fanden, das Mike Mizanin anstelle von John Morisson und Big Daddy V gegen CM Punk um den ECW Title antreten sollte.

-          39% der Fans im Internet fanden, dass Val Venis den vakanten WWE Title von John Cena bei No Mercy gewinnen sollte.

-          Santino Marella wurde Intercontinental Champion.

-          Snitzky wurde kahl geschoren und färbte sich die Zähne gelb.

-          Chuck Palumbo is back! Ein Fluch solle auf all jenen lasten, die das mit „Ja, und?“ kommentieren.

-          Jimmy Snuka bestritt bei Vengeance ein Match gegen seinen Sohn, verlor gemeinsam mit Sgt. Slaugter aber gegen Deuce & Domino.

-          Aus Kenny wurde Kenny Dykstra. Aus Pest wurde Cholera.

-          William Regal veranstaltete einen Gameshow-Marathon bei RAW.

-          Bret Hart, Sunny, The Rock, Bastion Booger und Mr. Fuji traten 2007 im WWE auf.

-           Paul Burchill trat nur ein einziges Mal im WWE TV auf: Verkleidet als Pirat bei Edge’s Marty Gras Celebration.

-          Armando Estrada musste das „Alejandro“ ablegen, wurde dafür aber General Manager von ECW.

-          Der Undertaker gewann den Royal Rumble.

-          Vince McMahon wurde kahl geschoren, ist daraufhin gestorben und mit einem dritten Kind wiedergeboren.

-          Man tradete den Sandman tatsächlich aus der ECW zu RAW. Dann steckte man ihn in ein „Singapore Cane on a Pole Match“ und beendete dies ohne den Einsatz des Singapore Canes.

-          Kane hasst irgendwie den 18. Mai. Bei WrestleMania konnte er sich dann aber zusammenreißen.

-          Der Rostersplit für PPV’s wurde aufgehoben.

-          Der Rostersplit zwischen ECW und Smackdown wurde fast vollständig aufgehoben.

-          JBL kehrt in den Ring zurück.

-          Johnny Spade, der sich nachdem er Johnny Blaze hieß Johnny Nitro nannte, heißt jetzt John Morisson.

-          Die Witwe von Eddie Guerrero wurde General Manager von Smackdown.

-          Eve Torres gewinnt Diva Search 2007. *hust* Wayne *hust*

-          Kane verlor im Bearhug von Mark Henry das Bewusstsein.

-          Carsten Schäfer rechnete eine komplette RAW Show lang mit den Internet-Fans ab.

-          Aus Kelly’s Exposé wurde das Extreme Exposé. Daraus wurde… keine Ahnung. Die eine wurde zumindest entlassen.

-          Jerry Lawler wollte nicht in die Hall of Fame, weil er Baseballkarten für den Tag der Zeremonie hatte.

-          Dusty Rhodes’ Sohn gewann Championship Gold. Und er hatte kein goldenes Make-Up im Gesicht!

-          Kane spricht Triple H auf die Katie-Vick-Storyline an.

-          Marty Janetty bestritt den Main Event der 15-Jahres-Geburtstagsshow von RAW.

Ausklang.

Ein Jahr geht zu Ende, die Menschen werden sentimental. Weihnachten steht vor der Tür, Besinnlichkeit, Liebe und Familie bestimmen die Gemüter der Gesellschaft. Diese Zeit wird stets für Rückblicke genutzt und das war mein ganz persönlicher Rückblick auf das WWE-Jahr 2007. Das Thema Benoit wird diesem Jahr wohl den bittersten Beigeschmack geben, den jemals ein Jahr in der Geschichte von World Wrestling Entertainment hatte und trotzdem bewies man besonders im Umgang mit dieser Sache seine ungeheure Professionalität. Den Rest des Jahres bot man den Fans das, was World Wrestling Entertainment über die Zeit zum Marktführer machte: Großes Entertainment und solides Wrestling. Die Weichen für 2008 sind gestellt. Randy Orton, Edge, Chris Jericho und vielleicht auch Mr. Kennedy sind die Namen, die das Geschehen vermutlich bestimmen werden und das klingt doch gar nicht mal so übel. Wir werden die Karriere von Ric Flair beschließen und eine WrestleMania unter freiem Himmel vor 70.000 Fans bewundern dürfen.

Mir hat das Wrestlingjahr gefallen. Und ich will nicht immer bei diesem Ausspruch den Beisatz „bis auf diese Benoit-Sache“ sagen müssen. Mir hat das Wrestlingjahr gefallen. Die Champions sind Randy Orton, Edge und CM Punk, die Herausforderer sind Jeff Hardy, der Undertaker und hoffentlich bald Shelton Benjamin. Sprich: die Zukunft ist vielversprechend und nach diesem Jahr als WWE Fan freue ich mich auch auf’s nächste Jahr als WWE Fan.

Für mich geht’s jetzt in den Weihnachtsurlaub. Ich wünsche Euch allen ein schönes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und was man sich halt noch so alles in diesen Tagen wünscht. In erster Linie aber ganz traditionell – eine gute Zeit!

Ben